Neuraltherapie   
Die Neuraltherapie oder therapeutische Lokalanästhesie ist ein Verfahren,
bei welchem mit einem örtlichen Betäubungsmittel auf das Nervensystem
eingewirkt wird. Die Medikamente sind allgemein vom Zahnarzt her bekannt,
wo nach der Spritze eine Taubheit auftritt mit dem Gefühl einer Schwellung.
Welches örtliche Betäubungsmittel man dabei benutzt, richtet
sich nach der Ursache für die Behandlung. Die Wirkung ist grundsätzlich
bei allen ähnlich. Die Medikamente unterscheiden sich in der Dauer
und der Stärke ihrer Wirkung. Wichtig ist vor allem der Ort, an den
sie gespritzt werden, um ihre Wirkung zu entfalten.
Durch die Unterbrechung der Schmerzleitung wird dem Gehirn der Schmerz
nicht mehr gemeldet und der Körper kann sich so verhalten, als wenn
kein Schmerz wäre. Vor allem unser Bewegungsapparat kann nun bisher
schmerzgehemmte Bewegungsabläufe durchführen und so zur Norm
zurückfinden. Der Schmerz ist damit noch nicht für immer gelöscht,
aber die erworbene Schmerzfreiheit ist der erste Schritt zur Heilung,
die sich jetzt im Körper vollziehen kann.
Die Kunst besteht darin, die Störstelle im Körper zu finden
und sie dann auszuschalten. Als Störstellen können in Betracht
kommen: Narben nach Verletzungen und Operationen, Sehnenansätze,
Muskelschmerzpunkte (oft sogenannte Myogelosen), Gelenke, Nerven, Gefäße
und Orte an denen eine chronische Entzündung besteht wie Zähne,
Mandeln, Nasennebenhöhlen, Prostata und der gynäkologische Raum.
Man erklärt sich diese vegetative Störfelder in Narben, besonders
Operationsnarben durch mechanischen Druck auf die beim Schnitt verletzten
Nervenendigungen. Dadurch entstehen Impulse, die in den zugehörigen
Organen schmerzhafte Sensationen auslösen oder zu Funktionsstörungen
führen. Durch einmalige Injektion eines Betäubungsmittels in
das Störfeld verschwindet oft schlagartig die so unterhaltene Störung.
Meist macht die Neuraltherapie außer dem Einstich keine Probleme,
und in der überwiegenden Zahl der Fälle bessern sich die Beschwerden,
wenn der richtige Punkt getroffen wurde. Meistens hält der Effekt
beim ersten Mal nur einige Stunden an, aber mit jeder Injektion verlängert
sich die schmerzfreie Phase, bis die Beschwerden endlich erträglich,
oder verschwunden sind. Deshalb muss in der ersten Zeit öfter, manchmal
täglich behandelt werden. Mit zunehmender Behandlung werden die Abstände
vergrößert so dass gegen Ende Injektionen nur in ein- bis zwei-wöchentlichen
Abständen nötig sind.
Es kann sein, dass bei der Behandlung im betroffenen Körperbereich
ein Taubheitsgefühl wie beim Zahnarzt auftritt. In diesem Fall wurde
ein Hautnerv ausgeschaltet, der in der Nähe des zu behandelnden Punktes
verlief. Manchmal liegen diese Nerven so nahe, dass man die Taubheit nicht
verhindern kann. In jedem Fall verschwindet sie, genauso wie beim Zahnarzt,
mit nachlassen der Medikamentenwirkung, die auch 8 und mehr Stunden dauern
kann. Sie geht jedoch immer zurück. Bei bestimmten Nerven kann auch
vorübergehend die Muskelkraft geschwächt sein. Dieser Effekt
hält jedoch viel kürzer an als die Taubheit.
In seltenen Fällen kann es neben einem kleinen Bluterguss an der
Einstichstelle zu einer Erstverschlimmerung der Beschwerden kommen. Das
ist zwar zunächst ärgerlich für den Betroffenen, zeigt
aber, dass der Körper auf den Reiz reagiert. Als Trost kann man jedoch
sagen, dass es nach 2-3 Tagen dafür wesentlich besser wird, als wenn
diese kleine Anfangskomplikation nicht aufgetreten ist.
Infektionen nach Neuraltherapie sind extrem selten und wenn sie mal auftreten
auch leicht zu behandeln.
Durch Verwendung von möglichst dünnen Nadeln wird versucht,
die Verletzung und den Einstichschmerz so gering wie möglich zu halten.
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